Vom Lehrling zum Allrounder
Mehr erfahren
„FabLab – Space für Maker“
Mehr erfahren
Sowohl für den Bildungs- als auch für den Lehrlingssprecher der Industrie in der Wirtschaftskammer Vorarlberg war die Lehre Startschuss ihrer Karriere. Was sie Jugendlichen raten, die vor der Wahl ihrer Ausbildung stehen, erfährst du im folgenden Interview.
Herr Filzmaier, Herr Saler, wie verlief denn Ihr eigener beruflicher Werdegang?
Udo Filzmaier: Ich habe bei Blum eine Lehre zum Betriebselektriker absolviert. Später habe ich zu einem Handelsunternehmen gewechselt und mich im Vertrieb hochgearbeitet, bis ich für ganz Westösterreich zuständig war. Trotzdem musste ich mich von der Firma trennen, da der Chef mein Potenzial nicht erkannt hat. Schließlich habe ich mich selbstständig gemacht.
Martin Saler: Auch ich habe mit einer Lehre gestartet, allerdings zum Anlagenelektriker. Anschließend habe ich die HTL Rankweil abgeschlossen und Software Engineering studiert. 2011 habe ich bei Liebherr angefangen, wo ich seit 2019 Geschäftsführer des Werks in Nenzing bin.
Sie beide sind Paradebeispiele für die vielen Möglichkeiten, die man mit einer technischen Ausbildung in Vorarlberg hat. Welchen Rat würden Sie Jugendlichen geben, die vor der Entscheidung stehen, wie es auf ihrem Bildungsweg weitergehen soll?
Filzmaier: Bleibt neugierig, macht das, was euch Spaß macht, und versucht an dem dranzubleiben, was ihr gut könnt.
Saler: Leidenschaft für das, was man tut, führt unweigerlich zu einer erfüllenden Tätigkeit. Daneben ist es wichtig, auf eine Balance zwischen Beruf und Privatleben zu achten. Angebote wie Jobmessen, die iMesse und Schnuppertage sind wertvoll zur Orientierung. Und der gemeinsame Zusagetag aller V.E.M.-Unternehmen erleichtert den Jugendlichen die Entscheidung aus meiner Sicht sehr.
Können Sie die Vorteile des Zusagetags etwas näher ausführen?
Saler: Dass es mit dem ersten Samstag im April einen verbindlichen Termin für die Lehrstellenzusage in ganz Vorarlberg gibt, entlastet die Schüler:innen enorm. Die jungen Talente können sich in Ruhe alle Betriebe ansehen, ausprobieren und sich ohne Druck die passende Lehrstelle aussuchen. Die Bewerber:innen müssen nicht voreilig einer Lehrstelle zusagen, aus Angst, sonst am Ende leer auszugehen.
Das Technikland Vorarlberg gilt als einer der chancenreichsten Lebensräume für Kinder und junge Erwachsene. Welche Ansätze verfolgen die Vorarlberger Wirtschaft, die V.E.M. und die Bildungsträger im Land, um Jugendliche zu erreichen?
Filzmaier: Von klein auf sind wir mit Projekten wie Spürnasenecken im Kindergarten, es gibt Code4Talents in den Volksschulen und LegoMindstorm in den Mittelschulen. Dabei werden die Kinder selbst aktiv und an technische Bereiche herangeführt. So erleben sie, wie viel Spaß es macht, selbst etwas zu schaffen, anstatt nur berieselt zu werden, wie es durch die neuen Medien immer mehr der Fall ist. Außerdem investieren die V.E.M.-Unternehmen gemeinsam mit dem Land in neue Technologien für Ausbildungszentren. So erhalten wir uns den Vorsprung im Technikland.
Apropos: Die Zahl an weiblichen Lehrlingen nimmt stetig zu. Im Vergleich zu 2022 wurde heuer ein Zuwachs von fast einem Viertel (23 %) verzeichnet. Welche positiven Effekte lassen sich dadurch beobachten?
Filzmaier: Frauen bringen unterschiedliche Erfahrungen, Perspektiven und Herangehensweisen in technische Teams ein. Das trägt eklatant zur Problemlösungskompetenz bei. Frauen sind ganz klar ein Erfolgsfaktor der V.E.M.
Saler: Der Zuwachs ist das Ergebnis jahrelanger Aufbauarbeit wie der Initiative „Hi, Tech Girl!“. In der Praxis bestechen junge Frauen oft mit ihrer Stärke in Kommunikation und Teamwork sowie mit Kreativität und Innovation.
Welche Zukunftskompetenzen sind besonders gefragt?
Filzmaier: Digitale Fähigkeiten sind die Grundvoraussetzung für zukünftige Fachkräfte. Und Anpassungsfähigkeit.
Saler: Über den Tellerrand hinausblicken, im Team zusammenarbeiten, der Wille, am Puls der Zeit bleiben und sich eigenständig weiterbilden.
Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch, Herr Filzmaier und Herr Saler!