Vielfalt fördern im Technikland Vorarlberg

Über das START-Stipendium für junge Talente mit Migrationsgeschichte

Bildung öffnet Türen – doch nicht alle haben die gleichen Chancen, sie zu nutzen. Das START-Förderprogramm unterstützt engagierte Schüler:innen mit Migrationsgeschichte auf ihrem Weg zur ­Matura und ins Berufsleben. Stefanie ­Hanisch, Programmleiterin von START Vorarlberg, und Martin Sandholzer vom Partnerunternehmen Doppelmayr erzählen im Interview, wie das Programm wirkt und warum alle davon profitieren.

Stefanie Hanisch Programmleitung, START-Vorarlberg

Frau Hanisch, könnten Sie uns zu Beginn das START-Förderprogramm vorstellen?

Stefanie Hanisch: Das dreijährige START-­Förderprogramm unterstützt engagierte Jugendliche mit Migrationsgeschichte ab der 9. Schulstufe bis zur Matura. ­Neben einem monatlichen Stipendium erhalten sie Zugang zu Workshops und Exkursionen, individuelle Beratung sowie ein starkes soziales Netzwerk. Zudem haben alle Jugendlichen eine Patin oder einen Paten. Als solche fungieren Kommunen, Firmen, Institutionen oder auch Privatpersonen. Ziel ist es, sie in ihrer persönlichen und schulischen Entwicklung zu stärken. Primär geht es um den Schulabschluss und den erfolgreichen Übergang ins Berufsleben.

Und was sind Ihre Aufgaben als ­Programmleiterin?

Stefanie Hanisch: Ich sehe mich als Dienstleisterin für unsere Stipendiat:innen und unsere Partner:innen. Meine Aufgaben umfassen die inhaltliche Gestaltung des Bildungsprogramms, die strategische Weiterentwicklung von START in Vorarl­berg sowie die individuelle Begleitung der Jugendlichen. Zudem pflege ich den Austausch mit unseren Partnerunternehmen und Sponsoren, koordiniere Kooperationen und bin für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Martin Sandholzer Stabstellenleiter HR & Administration Doppelmayr Seilbahnen GmbH

Wie ist es bei Ihnen, Herr ­Sandholzer: Welche Aufgaben haben Sie als ­Stabstellenleiter HR & Administration bei Doppelmayr – und welche Rolle spielt START dabei?

Martin Sandholzer: Mein Aufgabenbereich ist vielseitig – von strategischer Arbeit bis zur Planung von Weiterbildungen. Bei Doppelmayr unterstützen wir seit vielen Jahren Förderungsprogramme wie START. Uns ist es wichtig, dass junge, motivierte Talente die Chance bekommen, sich zu verwirklichen – egal aus welchem Land und aus welchen persönlichen Verhältnissen sie kommen. Neben finanzieller Unterstützung bieten wir auch Ferialjobs oder Einblicke ins Unternehmen. Als Pate begleite ich den Stipendiaten ­Soleman, der mich mit Berichten auf dem Laufenden hält. Ich habe den Anspruch an mich selbst, auch Zeit für persönliche Treffen zu finden.

Welche Herausforderungen sehen Sie beide in Bezug auf Chancengleichheit in der Bildungslandschaft?

Martin Sandholzer: Eine Herausforderung besteht sicherlich darin, dass bereits im Kindesalter die Weichen voreingestellt werden. Hier haben nicht alle den gleichen Zugang zu Betreuung, Bildung und Förderangeboten. Fähigkeiten wie sinnerfassendes Lesen oder mathematisches Verständnis entscheiden nicht selten über den schulischen sowie beruflichen Werdegang.

Stefanie Hanisch: Zudem sind ­viele Lern­inhalte und ­Unterrichtsmethoden veraltet und berücksichtigen nicht ausreichend die Vielfalt der Schüler:innen sowie ihre unterschied­lichen Lernvor­aus­setzungen. Um echte ­Chancengleichheit zu schaffen, braucht es mehr durchlässige Bildungswege, bessere Betreuungssysteme und eine Schulkultur, die Vielfalt als Chance sieht, anstatt junge Menschen frühzeitig auszusortieren.

Martin Sandholzer und Doppelmayr Stipendiat Soleman Jafo

Frau Hanisch, was steht gerade auf dem Programm-Plan, um Stipendiat:innen zu fördern?

Stefanie Hanisch: Wir planen zum Beispiel Workshops und Kooperationen zu den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung – Zukunftskompetenzen, die eine immer größere Rolle in der Arbeitswelt spielen.

Politikworkshop der Stipendiat:innen im START Büro Bregenz

Kann das START-Programm allgemein eine offene und interkulturelle Gesellschaft stärken? Und welche Chancen ergeben sich dadurch für das Technikland Vorarlberg?

Stefanie Hanisch: Unsere ­Stipendiat:innen bringen vielfältige kulturelle Hintergründe und Ideen mit – eine Bereicherung für unsere Gesellschaft. Innerhalb des Programms ermutigen wir sie, sich aktiv einzubringen: Sie engagieren sich in sozialen Projekten, setzen sich für Chancengleichheit ein und werden Botschafter:innen für Vielfalt und Solidarität. START schafft so nicht nur individuelle Zukunftsperspektiven, sondern trägt auch dazu bei, Vorurteile abzubauen und den interkulturellen Dialog zu fördern. Gemeinsam mit Unternehmen wie Doppelmayr stärken wir zudem den Nachwuchs für Vorarlbergs Bildungs- und Arbeitsmarkt.

Martin Sandholzer: START eröffnet neue Perspektiven für alle, und darum geht es in erster Linie. Für uns ist vieles selbstverständlich, im Gegensatz zu einigen Stipendiat:innen, die teilweise schon einiges durchstehen mussten. Und trotzdem oder gerade deshalb ­bringen sie viel Power und einen starken Willen mit! Unternehmen im Technikland Vor­arlberg profitieren durch Vielfalt und durch fähige junge Menschen, die etwas erreichen möchten.

Wenn Sie in die Zukunft blicken: Welche Visionen und Wünsche haben Sie für START?

Stefanie Hanisch: Ich wünsche mir, dass das Programm wächst, um noch mehr jungen Talenten Zugang zu Bildung, Netzwerken und Unterstützung zu bieten. Außerdem hoffe ich auf mehr engagierte Partner aus Wirtschaft und Institutionen. So könnten zusätzliche Ressourcen das Programm nachhaltig stärken. Zudem wäre es großartig, wenn START als führendes Förderprogramm wahrgenommen wird – durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit, Kooperationen und innovative Projekte.

Die feierliche Aufnahme neuer Stipendiat:innen in das Programm 2024.