Lehrlingssprecher im TECHNIKLAND VORARLBERG

Martin Saler über seinen Werdegang und Arbeitsalltag

Der Vorarlberger Familienvater, Geschäftsführer der Firma Liebherr und Lehrlingssprecher der Sparte Industrie betont in unserem Interview, wie wichtig die Jugend ist. Deren gezielte Förderung liegt ihm am Herzen – auch junge Frauen sind hier gefragt. Die Möglichkeiten, im TLV zum Traumberuf zu gelangen, sind breit gefächert.

Verraten Sie uns etwas über sich und Ihre Person sowie Ihren Werdegang?

Martin Saler: Mein Name ist Martin Saler, ich bin gebürtiger Silbertaler, verheiratet und Vater zweier Kinder. Nach Absolvieren der Pflichtschule habe ich eine Lehre als Anlagenelektriker gemacht, dann ging es an die HTL Rankweil und anschließend an die FH Hagenberg zum Studium Software Engineering. Heute bin ich Geschäftsführer der Firma Liebherr.

Martin Saler treibt als Lehrlingssprecher der ­Sparte Industrie die Weiterentwicklung und Qualität der Lehrlingsausbildung voran.

Welche Verantwortungsbereiche und Aufgaben umfasst Ihre Rolle als Lehrlingssprecher der Industrie?

Martin Saler: Zu meinem Aufgabenbereich zählt die strategische Weiterentwicklung der Lehrlingsausbildung. Ab September 2021 kommt der Vorsitz beim strategischen Arbeitskreis Lehrlingsausbildung dazu. In meiner Arbeit setze ich mich mit für die Industrie relevanten Lehrlingsthemen auseinander, mit dem Ziel, die Qualität der Fachkräfteausbildung in der Vorarlberger Industrie zu fördern.

Warum haben Sie sich dazu entschlossen, die Rolle als Lehrlingssprecher wahrzunehmen?

Martin Saler: Die Jugend ist die Zukunft! Diese gilt es aktiv zu unterstützen. Wir möchten vermitteln, dass die Lehre ein Erfolgsmodell für eine sichere Zukunft mit unzähligen Möglichkeiten ist – eine fundierte Ausbildung ist die beste Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft. Damit unser Standort Vorarlberg weiter erfolgreich bleibt, braucht es sehr gut ausgebildete FacharbeiterInnen. Schon jetzt sehen wir, dass das Ringen um sie zunimmt.

Wie setzen Sie sich für die jungen Menschen als Lehrlingssprecher im Allgemeinen ein bzw. welche Maßnahmen werden unternommen, um die strategische Weiterentwicklung der Lehre sowie die Qualität der Fachkräfteausbildung nachhaltig zu fördern?

Martin Saler: Wir treiben Projekte und Kampagnen voran, wie beispielsweise HI TECH GIRL des Technikland Vorarlberg, um mehr Frauen für technische Ausbildungen zu gewinnen. Auch unterstützen wir neue Ausbildungsmöglichkeiten wie die Duale Akademie. Wichtig sind auch bei allem, was wir tun, unsere eigenen Erfahrungen, die wir als Expertise in die Lehrausbildung mit einfließen lassen. Als ehemaliger Lehrling und mit der professionellen Lehrwerkstatt bei Liebherr – mit aktuell ca. 134 Lehrlingen – wissen wir genau, wo der Schuh drückt.

Welche „Lehrlingsthemen“ stehen aktuell auf Ihrer Agenda bzw. welche nächsten Schritte sind in naher Zukunft zur ­Unterstützung und Förderung der Lehrlinge geplant?

Martin Saler: Unser Ziel ist es, die Qualität der Lehrlingsausbildung trotz der derzeitigen Situation weiterhin hochzuhalten und punktiert auszubauen.

Die Ergebnisse der Lehrlings-Leistungswettbewerbe können sich sehen lassen: 471 sind angetreten, 159 mit gutem Erfolg und 56 mit sehr gutem Erfolg, und das in neun Lehrberufen. Eine Leistung, für die Qualität der Lehre in der Industrie spricht. Auch die Ergebnisse der Lehrlingsabschlussprüfungen im Herbst 2020 waren sehr gut: Über
90 Lehrlinge schlossen mit großem Erfolg ab.

Was raten Sie jungen Menschen und BerufsanfängerInnen, um sich bei der Fülle an Wahlmöglichkeiten einen ersten guten Überblick zu verschaffen?

Martin Saler: Die iMesse ist sicher ein toller Anlaufpunkt. Beim Bifo gibt es Beratungen und Kompetenztests. Und ganz wichtig ist das Schnuppern vor Ort in den Betrieben. Das Technikland Magazin und die Website liefern hierzu die passenden Informationen und Termine.

Noch immer raten Mütter ihren Töchtern von einer technischen Ausbildung ab; zu schwer sei die spätere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wie denken Sie darüber?

Martin Saler: Diese Denkweise ist leider sehr veraltet. Erfahrungen aus den Betrieben zeigen, dass junge Frauen und ­junge Männer alle Talente haben, die wir in unseren Betrieben brauchen. Wichtig ist hier die Aufklärung der Eltern und der angehenden Lehrlinge. Ich kann nur allen raten, sich hier ausführlich zu informieren, beispielsweise auf unserer „HI TECH GIRL“-Website.

Ebenfalls finden sich im aktuellen Technikland Magazin Berichte darüber, dass Familie und Beruf im Technikland sehr wohl miteinander zu vereinbaren sind: für junge Frauen UND ebenfalls für junge Männer. Programme wie der Papamonat oder Karenz für Väter sind im Technikland Vorarlberg schon lange keine Fremdwörter mehr.

Von der Lehre zur Karriere! Im TLV stehen jedem und jeder alle ­Möglichkeiten offen: von der ­Matura zur Fachkraft oder zum Studium bis hin zum oder zur GeschäftsführerIn. Hier im Technikland findet man alles. Wichtig ist, dass man seine Lehre bzw. seinen Beruf nach Neigung und Eignung auswählt – dann kann man alles schaffen.

Martin Saler, Lehrlingssprecher Technikland Vorarlberg

Welche Anforderungen und Erwartungen stellen Sie an Unternehmen im TLV, damit Lehrlinge optimal gefördert werden können?

Martin Saler: Wichtig ist hier die Unterstützung, von Beginn der Lehrzeit bis zum Ende. So beginnt die Auswahl schon mit einem Kompetenztest vor der eigentlichen Bewerbung und endet damit, dass wir gut ausgebildete Lehrlinge in ein Kolleg oder eine Berufsreifeprüfung überführen. Die Förderung der Jugendlichen ist das Wichtigste, sei es im Beruf selbst oder auch bei persönlichen Angelegenheiten. Ebenfalls sind Offenheit und Verständnis für die Jugend sehr wichtig. Das gilt allerdings für beide Seiten.

Was läuft bereits sehr gut?

Martin Saler: Die Vernetzung zwischen den Unternehmen verläuft auf absolut hohem Niveau. In unseren Arbeitskreisen – darunter Metall, Elektro, Prozess­technik, IT und Applikationsentwicklung sowie die Lehrlingsausbildung –, die schon seit Jahrzehnten bestehen, herrscht ein kollegialer und stetiger Austausch bezüglich aktueller Lehrlingsthemen. Hier haben alle ein Ziel: für Technik begeistern und Lehrlinge zu top ausgebildeten Fachkräften machen. Der gemeinsame Zusage-Tag, der erste Samstag im April, gibt den zukünftigen Lehrlingen, den Eltern und Betrieben Sicherheit. Seit Jahren wird dieser von der gesamten Industrie eingehalten! Gut funktionieren auch die Lehrlingsleistungswettbewerbe zur Qualitätssicherung und -steigerung.

Was bietet Verbesserungspotenzial?

Martin Saler: Verbesserungspotenzial gibt es sicher in der Anzahl der weiblichen Lehrlinge – hier müssen wir einfach dranbleiben.

Abschließend: Welche Frage hätten wir Ihnen unbedingt noch stellen sollen?

Martin Saler: Die Frage nach den Veränderungen im TLV, denn wir wollen gewiss nicht verändern, nur damit wir verändert haben. Wir gehen mit Bedacht vor, ganz nach dem Motto: „Wir ehren das Alte und grüßen das Neue.“ Wo wir in fünf Jahren stehen werden, kann ich nicht sagen, nur so viel, dass wir uns mit ganzer Energie jungen Menschen verschrieben haben, die eine Lehre machen wollen. Wir arbeiten stetig daran, dieses Potenzial auszuschöpfen.